Sauer, ja sauer trifft es!
[2012/10/06 - mc]

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„Das war das Härteste, was ich mit dem Fahrrad jemals gemacht habe!“ – mit diesen Worten begrüßte mich Hilmar im Ziel. Ja, das Münsterland hatte sich uns heute wahrlich von seiner harten Seite gezeigt. Starker Wind und viel Wasser, von oben und unten, haben nicht nur nur den Charakter geschult, sondern auch dem inneren Schweinhund ganz schön Futter gegeben. Aber wir sind beide ins Ziel gekommen! Beide.

Nachdem der MLG im letzten Jahr für mich nicht ganz so erfreulich/erfolgreich verlaufen ist, sann ich dieses Jahr auf eine Revanche. Mit dem Münsterland – und auch mit mir selbst. Meinen letztjährigen, gelben Frustkauf hatte ich die Saison über schön eingefahren, so dass es dieses mal am Material nicht scheitern würde. Um viertel nach sieben stand ich also vorfreudig in Münster und holte meine Startunterlagen ab. Das haben die Müsteraner drauf! Ich vermute, sie verpflichten jedes Jahr Ihre hübschesten, freundlichsten und blondesten Töcher, stellen diese am Tag der deutschen Einheit morgens um sechs in die Uni Mensa und lassen diese dann mit dem Kommando „freundlich sein und lächeln“ auf die rund 4.000 Radfahrer los. Das muss man Ihnen lassen, das klappt auf jeden Fall perfekt! 😉

Hilmar und Antje reisten dieses Jahr aus dem hohen Norden an, waren aber auch irgendwann vor Ort. Zum Glück ist Hilmar noch im letzten Moment eingefallen, dass er mit Fahrraddachgepäckträger nicht ins Parkhaus passt – sonst wäre das Rennen für Ihn schon früh zu Ende gewesen. Aber er hat ja dran gedacht! Einem kurzen und letzten Materialcheck folgte die Wahl der richtigen Kleidung: lange Hose, Beinlinge, Armlinge, Wintertrikot? Windweste? Regenjacke! Echt? Regenjacke? Nä, aber dicke Handschuhe. Echt? Überschuhe? Nach ein wenig hin und her hat dann schließlich jeder das für sich selbst optimale Outfit gefunden. Die Startblöcke (Hilmar A, ich B) waren anschließend schnell gefunden und bevölkert.

Während wir da so auf den Start warteten, kamen die Warnhinweise: „…bei Kilometer 80 ist die Baustelle in Heeg, da bitte aufpassen, da ist’s eng. Und einen Kilomter nach dem Start, da hat eine Böe Blätter in einen Kreisverkehr geweht, da sind wir aber dran und bei Kilometer acht hat ein Bauer Gülle verloren, da wird aber schon gekehrt und die Feuerwehr spritzt da schon die Straße ab…“ – aha! Gülle bei Kilometer acht. Das hatten wir noch nicht.

Start! 60 Sekunden später war von meinen Klamotten nichts mehr trocken! Die Vorausfahrenden schleuderten so viel Wasser hoch (im Formel1-Deutsch „spray“ genannt), dass es den Regen von oben garnicht mehr brauchte um alles nass zu machen. Um es mit Jürgen von der Lippes Worten zu sagen: „Watt’n Glück, dattet nett schneit!“ Bei Kilometer acht sahen wir dann auch den angekündigten Bauernhof und die Feuerwehreingreiftruppe, die mit viel Wasser und unzähligen Besen der Gülle Herr zu werden versuchte. Als die Spitze des Feldes die Gülle erreichte, baute sich eine „braune Wand“ (im Formel1-Deutsch wahrscheinlich „brown spray“ genannt) vor uns auf. Man sah die Güllewolke förmlich aufsteigen. Was soll ich sagen, Gülle schmeckt sauer.

Wenige Kilometer später hatte das „saubere Dreckwasser“ von der Straße die Gülle von Mensch, Rad und Trinkflasche abgewaschen. Nun begann der Kampf gegen den Wind. Das Fahren in der Gruppe haben noch nicht alle begriffen, aber das tat dem Ganzen keinen Abbruch. Ich hab mich ziehen und drücken lassen, kann aber guten Gewissens behaupten, auch genug Führungsarbeit geleistet zu haben! 😉

Nach dem einzigen Berg (~100hm) geht es bolzengerade und vollgas nach Münster. Die Zieldurchfahrt ist nach 130km ein grandioses Gefühl und eine gerechte Belohnung! Nachdem Hilmar mich gefunden hatte, haben wir unsere Portion Pasta und ein Warsteiner Radler verschlungen und uns direkt auf den Heimweg gemacht. Für „Party“ waren wir zu nass 😉

Hilmars Zielzeit von 03:20h für die 129km sicherten ihm Platz 178, ich war etwas langsamer und kam mit 03:33h auf Platz 325 in Ziel. Angemeldet waren für die Langstrecke ~1.000, ins Ziel geschafft haben es letztlich 675. Da können wir doch zufrienden sein!

Fazit: Münsterland Giro 2013 – wir kommen!





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