Mein erstes Mal! Schon wieder?
[2013/03/12 - av]

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[Aus verschiedensten Gründen hat sich die Veröffentlichung dieses Artikels verzögert. Wenn also „von gestern“ die Rede ist, so ist damit der 02. März 2013 gemeint 😉 ]

Von Andrea: Mein erstes Mal! Schon wieder? Nee, doch! Jaa, aber diesmal in 2013! Gestern war Samstag. Und gestern war schönes Wetter.

Gefühlt das erste Mal seit Jahresanfang. Morgens war ich schon mit dem Fahrrad zu den Pferden gefahren und unter der heißen Dusche kam mir die Erkenntnis, dass es sooo kalt gar nicht gewesen war?! Und als dann noch die Sonne raus kam, gab’s kein Halten und keine Entschuldigung mehr. Ich habe schnell für Detlef die Einkaufsliste geschrieben und ja, ich gebe es an dieser Stelle zu: manchmal kann man Ehemänner auch für irgendwas brauchen! 😉 Der Ärmste musste nachmittags Nachhilfe geben und konnte daher zu seinem eigenen Bedauern leider, leider nicht mitfahren. Schwieriger war es da schon, ein Ziel zu finden. Flughafen – nee, keine Lust. Köln? Nee, da muss ich erst mit dem Auto fahren. Eifel? Zu weit. Neunkirchen Seelscheid? Ja, genau, da wollte ich eh schon immer mal hin! 🙂 Kurz vor Neunkirchen wohnen Freunde von uns, also wusste ich zumindest ungefähr, wo das Ziel lag und notfalls könnte man ja auch Straße… also wenn alle Stricke reißen, die Welt untergeht, der Wald nicht aufhört, einen die Wildschweine verfolgen, oder, oder, oder. Für eine geplant GPS-Route reichte die Zeit nicht, also wurde die Karte rausgekramt und mit Detlef zusammen überlegt, wie man da am besten fährt. Wer uns kennt, weiß, dass Detlef Asphalt bevorzugt und ich ihn lieber vermeide. Ungefähr so verlief auch die Diskussion. Aber auf einige Eckpunkte konnten wir uns dann doch einigen: Franzhäuschen und die Wahnbachtalsperre. Wahrlich würdige Ziele.

Ok, dann kanns ja losgehen. Klamotten raussuchen! Das scheiterte aber schon an der fehlenden Übung der letzten Wochen. Wo war der Helm? Der Rucksack? Die Brille? Warme Klamotten oder eher weniger dick anziehen? Hat das Fahrrad Luft? Ersatzschlauch dabei? Wo zum Henker sind die Batterien fürs GPS? Ich brauche doch den Track als Beweis! Oh Mann, aufs Ergo steigt es sich wirklich leichter! Und man kann so schön dabei DVD gucken…

Aber irgendwann war ich tatsächlich fertig und bin wirklich losgefahren. Von zu Hause weg, in die Fremde. Und dann überkamen sie mich auch schon, meine ersten Erkenntnisse: Vor der Abfahrt zum Rotter See habe ich letztes Jahr echt Respekt gehabt? Wieso das denn???? Der Berg am Waldstadion in Spich war letztes Jahr länger und steiler – geradezu von alpinem Charakter – ich schwöre es!! Verdammt, hier bin ich doch letztes Jahr schon jedes Mal falsch abgebogen!?

Vor lauter „Och?“, „Yeah!“s und „Shit“s hätte ich beinahe das Abbiegen Richtung Lohmar vergessen, der Weg ging zwar neben der Panzerstraße her, war aber schön zu fahren. Es wurde immer wärmer, inzwischen zeigte das Thermometer im Tacho fantastische 7 Grad, mir war warm – außer an den Füßen! Stimmt, die Neopren-Thermo-Überschuhe hatte ich ja wegen Frühlingseinbruch zu Hause gelassen, bei dem Wetter braucht die doch eh keiner mehr?! (Die Dinger lagen übrigens den ganzen Winter originalverpackt zu Hause und warten weiterhin auf ihren ersten Einsatz.)

Durch Lohmar zu fahren, war etwas schwierig, weil ich auf der anderen Seite einen bestimmten Weg finden musste. Das dachte ich zumindest solange, bis ein gelb-schwarz gekleideter Freerider an mir vorbei in einen ganz anderen Weg einbog. Wo der hinfährt, kann es ja nicht ganz verkehrt sein, also hinterher. Ich habe ja eine Karte! Aber auf einmal kam mir der Typ an einer Weggabelung auf dem linken der beiden Wege wieder entgegen? Was denn nun? Kannte der sich hier doch nicht aus? Aber er bog vor mir nur in den von mir aus gesehen rechten Weg ein und verschwand wieder bergauf. Und das mit einem Tempo, dass ich mir nur damit erklären konnte, dass der mindestens 45 Jahre(!) jünger sein musste als ich. Für einen Zweijährigen war er zwar recht groß, aber bei der guten Ernährung heutzutage, sind solche Riesen ja nicht selten? Warum der die ganze Zeit links runter in den Wald starrte hat mich auch nur solange gewundert, bis er nach einem verstohlenen Blick nach hinten einfach den nicht vorhandenen Trail runter fuhr und verschwand. Ich habe mich dann beeilt, damit er mich nicht auch überholt, wenn er wieder rauf fährt!

Kurze Pause an einer Weggabelung mit Hütte, Tisch und zwei Bänken.

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Hier war eine gute Gelegenheit, die Karte wieder mal rauszuholen und festzustellen, wo ich denn war. Hütten sind nämlich immer gut, weil sie eine sichere Orientierungsmöglichkeit in jeder Karte sind. Den Müsliriegel in der einen Hand, die Karte auf dem Tisch, hatte ich ziemlich schnell herausgefundenen, wo ich war. Nämlich richtig! Und dann hörte ich: „Oh, die hat ne Karte!“ Zwei schwarzgekleidete und dreckbespritzte Mountainbiker hielten an und einer der beiden fragte tatsächlich: „Wo geht’s denn hier nach Heide?“ Ich habe die zwei erst Mal interessiert angeguckt, weil Männer doch eigentlich nie nach dem Weg fragen, aber dann haben wir gemeinsam in die Karte gekuckt und uns so was von gefreut, dass wir jetzt schon zu dritt richtig sind! Die zwei waren übrigens unterwegs nach Much. Falls ihr das zufällig lesen solltet, schöne Grüße!

Mein „Richtig“ war übrigens Franzhäuschen, da bin ich kurz danach auch vorbeigekommen. Haken! Für alle Interessierten, das ist nicht „Franz‘ sein Häuschen“, sondern ein Ort hinter Siegburg und vor Heide.

Mein nächstes Ziel war die Wahnbachtalsperre, die sollte lt. Plan eigentlich am Ende eines endlos langen geradeaus durch den Wald und bergab führenden Waldweges sein. Bei mir am Ende waren aber Häuser! Da habe ich mich wohl irgendwo falsch entschieden und da das bei mir fast immer rechts ist, musste der richtige Weg links liegen!? Wenn ich das heute so lese, habe ich fast schon Ehrfurcht vor dem Gottvertrauen, dass ich gestern so in mich und meine Karte hatte!? Huiuiuiui!

Ok, dann nach links. Da unten wär ein Kloster! Kloster ist immer gut! Der Weg runter war noch besser. Steil und in regelmäßigen Abständen von je zwei Stufen unterbrochen. Ich muss nicht extra erwähnen, dass ich nicht absteigen musste, oder? (Fürs Protokoll: unten habe ich kurz überlegt, abzusteigen, den Boden zu küssen, meinen Namen zu tanzen oder irgendwas anderes Sinnfreies zu tun.)

Von hier aus war die Talsperre ausgeschildert. Im Bild sieht man übrigens den Fußweg zur Dammkrone. Ich habe kurz überlegt, mein Rad zu tragen, bin dann aber doch brav wieder aufgestiegen und den Schlenker gefahren. Nur um oben festzustellen, dass Tragen schneller und einfacher gewesen wäre! Aber dann könnte es ja jeder!

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Als nächstes ging es bei strahlend blauem Himmel und mittlerweile 8 Grad über die Staumauer. Auf der anderen Seite kamen ein paar Serpentinen. So weit, so gut. Aber Serpentinen habe die Angewohnheit, auf der einen Seite nach oben und auf der anderen nach unten zu führen. Die sind nicht ohne Grund da! Das Schild „Radfahrer, bitte absteigen.“ habe ich zumindest eine Zeitlang ignoriert. Nämlich bis es fies steil wurde! Ab einer gewissen Steigung hatte ich bereits mit Schaudern eine leichte Neigung zu Obrigkeitshörigkeit bei mir entdeckt, der ich dann doch letztendlich nachgeben musste. Aber nur unter lautem Protest! Oder war das mein lautes Atmen?

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Endlich oben angekommen habe ich wieder in die Karte gekuckt und ungefragt Hilfe bekommen. Wie sich dann leider rausgestellt hat, war der Hilfesteller zwar gut bestückt (hihi…), mit Karten, Fernglas und einem unglaublichen Selbstbewusstsein, aber er hat mir den falschen Weg gezeigt! Vielleicht wollte er auch nur seiner Freundin imponieren, keine Ahnung, aber sein Weg war Asphalt und überlaufen! Geheilt von meiner Neigung zu Obrigkeitshörigkeit bin ich dann todesmutig zum x.ten Mal an diesem Tag einfach dahin abgebogen, wo ich meinen Weg vermutet habe und war ganz schnell wieder auf einem schönen Waldweg. Ich mag Waldwege, falls es noch keinem aufgefallen sein sollte?!

Vorsichtshalber habe ich einen mitten vor mir auf dem Weg knieenden (vielleicht ein lokales Ritual am Sonntag Nachmittag?) Herrn gefragt, ob ich auf dem richtigen Weg nach Birken wäre. Der hat mich erstmal ganz besorgt angekuckt und mir dann erklärt, der Weg wäre aber schwierig zu beschreiben. Daraufhin habe ich ihn besorgt angekuckt und dachte wunders, was jetzt käme. „Links, rechts, links und dann geradeaus!“ DAS konnte ich mir gerade noch so merken.

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Zehn Minuten und eine skurrile Anzahl von Kreuzen (angeblich ist da noch nichts passiert?!) später stand ich bei Karin vor der Haustür. Den Helm und die Brille hatte ich vorsichtshalber ausgezogen, bevor ich geklingelt habe. Was ich aber vergessen habe auszuziehen, war die weiße Unterhelmmütze. Der Blick von Karin war einmalig, man konnte sehen, dass sie sich nicht sicher war, ob sie Juri Gagarin oder den Papst auf der Flucht vor sich hatte! Und erwartet hatte sie am Sonntag offensichtlich keinen von beiden! Erst mein irritiertes Stimmchen, das ein „Hallo? Ich dachte, ich komm euch mal besuchen?“ piepste, setzte einen Erkenntnisprozess in Gang, den man schrittweise an ihrem Gesicht ablesen konnte. Und dann fing sie an zu lachen und ich durfte reinkommen, bekam lecker Tee mit Keksen und sogar trockene Klamotten. Schöööööön!

Ich habe lange überlegt, dieses Foto der Öffentlichkeit zu zeigen, aber es ist das einzige Foto, dass mich mit meiner Juri Gagarin – Papst – Unterhelmmütze zeigt:

Foto4

Gestern war ich aber zumindest im Gesicht sauber und trocken!

Und noch was, für alle die sich fragen, ob es noch einen zweiten Teil „Der Rückweg“ gibt. Nein, zurückgekommen bin ich per Shuttle, wir wollen es ja nicht gleich übertreiben, ne?

Wer mag und über Goolgle Earth verfügt, kann sich meine Tour hier anschauen. Hat man kein Google Earth zur Hand, dann gehts natürlich hier auch mit Google Maps! 🙂
/a





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